Freimaurer Glossar Tempelarbeit
Unter Tempelarbeit“ verstehen Freimaurer die rituelle Zusammenkunft der Loge. Sie bildet das Herz freimaurerischen Lebens und unterscheidet sich bewusst vom geselligen Teil des Abends. Der Tempel ist ein symbolischer Ort der inneren Arbeit: In Ruhe, Ordnung und mit klaren Formen üben die Brüder jene Haltungen ein, die im Alltag wirksam werden sollen.Ziel und Sinn
Tempelarbeiten dienen der Charakterbildung und Selbstreflexion. Durch Symbolik, Sprache, Musik und Stille entsteht ein Raum, in dem jeder Bruder seine persönliche „innere Baustelle“ betrachtet. Die Arbeit im Tempel ist kein Geheimtheater, sondern ein Übungsweg für Tugenden wie Maß, Achtung und Wahrhaftigkeit.
Typische Elemente
- Eröffnung und Schluss: Der rituelle Rahmen gibt Halt und Konzentration.
- Zeichnung/Vortrag: Ein Bruder bringt Gedanken zu einem Thema ein (z. B. Ethik, Geschichte, Symbolik), die Loge reflektiert.
- Symbolische Handlungen: Sie erinnern an freimaurerische Werte und werden nicht wörtlich, sondern innerlich verstanden.
- Stille und Musik: Momente des Innehaltens fördern Sammlung und Vertiefung.
Haltung und Etikette
Die Tempelarbeit lebt von Würde, Pünktlichkeit und Aufmerksamkeit. Kleidung, Sprache und Verhalten sollen dem Ort angemessen sein. Auch die Brüder tragen Verantwortung für die Atmosphäre: Diskretion, Respekt und ein offener Geist sind Grundlage des gemeinsamen Erlebens.
Abgrenzung
Tempelarbeit ist keine dogmatische Unterweisung. Die Freimaurerei ist dogmenfrei; sie arbeitet mit Bildern und Gleichnissen, die jeder für sich deutet. Was „richtig“ ist, entsteht im Dialog mit sich selbst und den Brüdern – nicht durch starre Lehrsätze.
Wirkung nach außen
Was im Tempel geübt wird, soll außerhalb wirksam werden: im Beruf, in der Familie, im Gemeinwesen. Tempelarbeiten sind damit keine Flucht vor der Welt, sondern eine Quelle, aus der verantwortliches Handeln und gelebte Humanität erwachsen.
Häufige Missverständnisse
- „Geheimrituale“: Die Symbolik ist kein Selbstzweck, sondern ein methodischer Weg der Verinnerlichung.
- „Weltfremde Zeremonie“: Der Sinn liegt in der Übertragung ins tägliche Leben – nicht im Spektakel.