Freimaurer Glossar Arkandisziplin

Arkandisziplin bezeichnet die strikte Verpflichtung von Eingeweihten, religiöse Geheimnisse unter allen Umständen zu wahren. Der Ausdruck wurde in der Neuzeit geprägt und geht auf den französischen reformierten Theologen Jean Daillé (auch Dallaeus) zurück. Daillé kritisierte in seinem Werk "De usu patrum ad ea definienda religionis capita, quae sunt hodie controversa" (Genf 1656) die disciplina arcani, die seiner Ansicht nach im Christentum vor dem 4. Jahrhundert unbekannt war.

Die Arkandisziplin zeichnet sich durch eine starke Betonung der Geheimhaltung aus. Das freimaurerische Ritual und Symbol-Strukturen sind nur den Eingeweihten bekannt.

Diese Geheimhaltung dient nicht nur dazu, äußere Einflüsse abzuwehren, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis der spirituellen Lehren innerhalb der Bruderschaft.

Die Arkandisziplin betont den Symbolismus als Mittel zur Übertragung von nach innen gerichteten Impulsen und Allegorien. Symbole werden als Schlüssel zu tieferen Erkenntnissen betrachtet und dienen als Verbindung zwischen den Ritualen und den spirituellen Konzepten. Die mystische Dimension, die durch diese Symbole geschaffen wird, kann den den Mitgliedern eine Plattform für persönliche spirituelle Erfahrungen und Erleuchtung bieten.

Die Arkandisziplin bleibt in der modernen Freimaurerei eine Quelle von Herausforderungen und Kontroversen. Einige sehen sie als eine Bereicherung und Erweiterung der spirituellen Dimension der Bruderschaft, während andere Bedenken hinsichtlich ihrer Geheimhaltung äußern.

Das Wort Arkanum kann schließlich kaum mehr als etwas anderes denn als eine Chiffre betrachtet werden. Keine der Aktivitäten innerhalb der Freimaurer-Tempel ist im eigentlichen Sinne "geheim", denn einschlägige Literatur gibt seit Jahrzehnten oft detaillierte Einblicke in die Abläufe freimaurerischer Rituale. Dennoch verweisen Freimaurer auf die sogenannte "Arkandisziplin", die besagt, dass Sinnzusammenhänge, die innerhalb des Bundes der Freimaurer ausgesprochen werden, nicht leichtfertig und ohne Zusammenhang jedem und jederzeit enthüllt werden sollen. Ein derart fragmentiertes Vorgehen würde nicht zum Verständnis, sondern nur zum Missverständnis beitragen. Gerüchte über drakonische Strafen für die Verletzung der Arkandisziplin innerhalb des Bundes der Freimaurer sind jedoch haltlos.

Trotz eines aufgeklärten Umgangs mit dem Arkanum begegnet man in der Gegenwart weiterhin Überbleibseln einer menschlichen Neigung zur Geheimwissenschaft. Diese Denkhaltung basiert oft darauf, dass es etwas Unaussprechliches geben möge, von dem dennoch ein Wissen möglich ist. Es wird angenommen, dass das Unerkennbare eine höhere Würde hat als das Erkennbare. Diese Denkhaltung ist häufig geprägt von der Neigung des Menschen, das Fernliegende und Unklare an den Anfang der Erkenntnis zu stellen, anstatt sich zunächst mit dem Naheliegenden, Greifbaren und Begreifbaren zu befassen.

Die Tradition der Freimaurerei legt großen Wert darauf, weder die Bräuche noch die speziellen Grade offenzulegen. Ebenso ist es von entscheidender Bedeutung, eine angemessene Verschwiegenheit bezüglich sämtlicher Logenaktivitäten zu bewahren, was integraler Bestandteil der Arkandisziplin ist. Gemäß dieser Disziplin sollen Freimaurer die in den Ritualen behandelten Sinnzusammenhänge nicht leichtfertig und ohne Zusammenhang jedem und jederzeit enthüllen.

Diese kluge Praxis ermöglicht es, die zentralen Geheimnisse der Rituale seit vielen Jahrhunderten mehr oder weniger zu bewahren. Allerdings muss man realistisch sein: In Zeiten der Kommunikation und des Internets gibt es kaum noch Geheimnisse über unseren Bund. Leider geben diese wenigen verbleibenden "weißen Flecken" auf der Landkarte immer wieder Anlass zu verschiedenen Verschwörungstheorien.


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