Freimaurer Glossar Initiation

Die Initiationsriten in der Freimaurerei haben ihre Wurzeln in der Bedeutung des Wortes "Initiation", das ursprünglich aus dem Lateinischen stammt und die "Einführung" oder "Einweihung" in einen kultischen Vorgang bezeichnet.

Im Altertum war die Initiation vor allem mit religiöser Bedeutung verbunden, insbesondere in Bezug auf Mysterien und Geheimkulte. Diese Riten waren nicht nur auf religiöse Aspekte beschränkt, sondern schlossen auch profane Ereignisse wie Reifeprüfungen oder Jugendweihe mit ein. Initiationsriten spiegeln das Wechselspiel zwischen Gesellschaft und Individuum wider, da sie die Übergänge zwischen verschiedenen Lebensphasen symbolisieren.

Der menschliche Lebensprozess wird in unumkehrbaren Stufen vollzogen, und Initiationsriten in verschiedenen Kulturen symbolisieren diese Unumkehrbarkeit durch spezifische Handlungen in bestimmten Lebensabschnitten. Gleichzeitig versuchen sie, das Einzigartige des Individuums in den größeren Zyklus von Leben und Tod, Werden und Vergehen einzufügen. Die Elemente der Mysterien-Einweihung, wie der Einweihungstod, Mutproben, die Seelenreise durch die sieben Planeten-Spären und die Wiedergeburt auf einer anderen Ebene, sind in vielen Initiationsriten zu finden.

Ein interessanter Bezug in diesem Kontext ist die Verbindung zu alten Mythen, die das menschliche Leben mit dem Naturgeschehen und dem kosmischen Dasein verknüpfen. Der Wechsel der Jahreszeiten wird im Initiationsritus nachgeahmt, und die Hoffnung auf Wiedergeburt wird mit der Rückkehr der Sonne nach der Wintersonnenwende verbunden.

Religiöse Rituale, insbesondere das ägyptische Isis-und-Osiris-Mysterium, können als Ursprung des Initiationsritus für den christlichen und islamischen Kulturkreis betrachtet werden. Osiris repräsentiert dabei den Nil und Isis die vom Nil überschwemmte Erde. Initiationsriten dienen dazu, den Übergang von einer Lebensphase zur nächsten zu würdigen und durch Wiederholung und Nachahmung den natürlichen Wandel zu betonen.

Ein weiterer interessanter Bezug in diesem Zusammenhang ist der Mithraskult, der sieben Stufen der Initiation mit den sieben Planeten verband. Die mystische Bewertung der Geometrie durch Pythagoras und Platon sowie die Bedeutung von Zahlen, insbesondere Drei und Sieben, finden auch in den Initiationsriten der Freimaurerei Anwendung.

Insgesamt gewinnt die Initiation in der Freimaurerei aufgrund ihrer Symbolkraft bei der Einteilung der Lebensabschnitte des Menschen an gegenwärtiger Bedeutung.

Die Freimaurerei stellt eine einzigartige Initiationsgemeinschaft dar, die sich zur Festigung der zwischenmenschlichen Beziehungen, zur vertieften Auseinandersetzung mit ethischen Überzeugungen und als Weg zur Selbsterkenntnis bedient. Die Logen greifen dabei auf Symbole und symbolische Handlungen (Rituale) zurück, die ihre Wurzeln in der Tradition europäischer Dombauhütten haben. Im Fokus dieser Rituale steht die feierliche Aufnahme, also die Initiation, neuer Mitglieder in die brüderliche Gemeinschaft.

Angesichts der "Entzauberung der Welt" durch technischen Fortschritt und gesellschaftlichen Wandel sowie der Unruhe des modernen Alltagslebens sehen Freimaurer die Notwendigkeit eines Gegenwichts. Dieses Gegenwicht wird durch Nachdenklichkeit, Ruhe und die Gelegenheit zum Sammeln neuer Kräfte geschaffen. Freimaurer engagieren sich in der Gesellschaft und arbeiten an deren Vermenschlichung mit, ohne sich dabei den modernen Lebens- und Arbeitsformen zu verschließen. Sie erkennen jedoch an, dass die aktive Bewältigung des Lebens nur eine Seite der menschlichen Existenz darstellt, die einer emotionalen Ergänzung bedarf. Diese ergänzende Dimension wird im freimaurerischen Brauchtum vermittelt.

Die Logen streben danach, einen Raum für tiefgründige Reflexion, Ruhe und die Möglichkeit zur Erneuerung der eigenen Kräfte zu schaffen. Der Freimaurerbund geht von der grundlegenden Einsicht aus, dass geistige Prozesse für ihre nachhaltige Wirkung eines sinnlichen Ausdrucks bedürfen.

Die Logen bedienen sich alter Symbole und symbolischer Rituale, die aus der Tradition europäischer Dombauhütten stammen. Diese dienen nicht nur der Festigung zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch der emotionalen Vertiefung ethischer Überzeugungen und als Wegweiser zur Selbsterkenntnis.

Im Zentrum dieser Rituale steht die feierliche Aufnahme, auch als Initiation bekannt, neuer Mitglieder in die brüderliche Gemeinschaft. Unsere rituellen Arbeiten haben dabei mehrere Zwecke:

  • Die Integration bzw. Aufnahme neuer Mitglieder in die Gemeinschaft der Weltbruderkette und damit zum Bruder Freimaurer
  • Die Vertiefung menschlicher Bindungen innerhalb der Bruderschaft
  • Die Besinnung auf die moralischen Normen der Freimaurerei
  • Die Sammlung und Erbauung des einzelnen Bruders

Das freimaurerische Ritual bildet den zentralen Kern freimaurerischen Brauchtums. Es spricht sowohl die emotionale als auch die rationale Seite des Menschen an, wobei Handlungen, Worte und nicht zuletzt Musik eine ausgewogene Einheit des Erlebens bilden.

Freimaurerische Symbole werden kontinuierlich individuell und gemeinschaftlich neu interpretiert, wobei jedoch nie eine verbindliche allgemeingültige Deutung festgelegt wird. Zum Beispiel wird das "Buch des Heiligen Gesetzes" in der Regel durch eine Bibel repräsentiert. Diese sollte jedoch nicht ausschließlich als Ausdruck göttlicher Offenbarung im Sinne einer bestimmten Religion betrachtet werden. Stattdessen kann sie als Symbol für die Gesamtheit sittlicher Normen und Werte oder auch der Naturgesetze verstanden werden.


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