Freimaurer Glossar Symbolik

Das Konzept des Symbols, abgeleitet vom Altgriechischen "symbolon", findet in der Freimaurerei eine tiefgreifende Anwendung. Das Wort wird vielfältig übersetzt - als Kennzeichen, Merkmal, Emblem oder Bild. Doch am häufigsten wird es als "Sinnbild" interpretiert. Ein Symbol repräsentiert nicht nur sich selbst, sondern steht gleichzeitig für etwas anderes, sei es gegenwärtig oder nicht.

Symbolik in der Freimaurerei

Die Freimaurerei, oft als "Symbolischer Bund" bezeichnet, nutzt eine Vielzahl von Symbole. Diese Symbole dienen als Lehr- und Studieninstrument für die Erklärung in den unterschiedlichen Graden und Erkenntnisstufen.

Die Symbole in der Freimaurerei werden als ein ausgefeiltes Verweissystem betrachtet, bei dem jedes Symbol für etwas anderes steht und einen mehr oder weniger festgelegten Sinn oder Inhalt repräsentiert. Dieses Verweissystem ist nicht nur plausibel, sondern auch erlernbar. Es ermöglicht eine sinnvolle Organisation im Umgang mit der komplexen profanen Welt und dient als stabilisierendes Ordnungsgefüge, das Orientierung und Unterstützung für individuelles Handeln bietet.

Das rituelle Erlebnis spielt eine zentrale Rolle, um Sinn und Inhalt der Symbole zu vertiefen und sie zu echten Symbolen werden zu lassen. Das spezifische Verweissystem der Freimaurerei strebt danach, durch freie Interpretation zu einem individuellen und verhaltensbestimmenden Symbolsystem zu werden. Diese offene Interpretationsmöglichkeit ermöglicht es jedem Mitglied, persönliche Bedeutungen in die Symbole einzubeziehen und sie in seinem eigenen Leben anzuwenden.

Die Symbolwelt der Freimaurerei integriert sich einerseits in die Zeichensysteme barocker Gelehrtheit und andererseits verleiht sie einem damals und heute nur Gelehrten verständlichen Sinngefüge aus antiken und mittelalterlichen Inhalten eine populäre Dimension. Diese Verbindung zwischen hochkomplexen historischen Inhalten und der Möglichkeit einer persönlichen, zeitgemäßen Interpretation macht die freimaurerische Symbolik zu einem faszinierenden und vielschichtigen Element innerhalb der Bruderschaft.

Die Verwendung von Metaphern, wie "Tempel", "Arbeit" und "Kette", trägt zur Schaffung einer besonderen Atmosphäre bei.

In der Welt der Freimaurerei geht es nicht nur um äußere Rituale, sondern auch um die innere Suche nach Erkenntnis, Selbstverbesserung und Persönlichkeitsentwicklung. Die Symbole und die Symbolik dienen als Werkzeuge, um tiefere Einsichten in das Selbst, die Welt und das Transzendente zu gewinnen. So wird die Freimaurerei als "symbolischer Bund" zu einer Reise der persönlichen und gemeinschaftlichen Verbesserung.

In der Antike wurden unterschiedlichste Dinge als "Symbola" bezeichnet, von Verträgen bis zu Vogelflügen für Weissagungen. Bischof Cyprianus von Carthago prägte erstmals den Begriff "Symbolum" für Glaubensbekenntnisse. Das Symbol steht stellvertretend für eine geistige Realität, die an ihm wahrnehmbar wird, und es offenbart das Unsichtbare durch das Sichtbare.

Das Symbol liegt im Schnittpunkt zweier Seinsebenen und ist nicht nur ein hinweisendes Zeichen, sondern hat an beiden Anteile. Nach Goethe repräsentiert wahre Symbolik das Besondere als lebendige Offenbarung des Unerforschlichen. Im Gegensatz zu willkürlich gesetzten Zeichen lassen sich das Bezeichnete (Signifikat) und das Bezeichnende (Signifikant) im Symbol nicht austauschen. Die Erscheinung des Symbols ist kein Zufall, sondern gehört zum Wesen der sich darstellenden Wirklichkeit.

Die Begriffsverwirrung zwischen "Symbol" und "Zeichen" wird in der Anthropologie durch die Unterscheidung zwischen der Vertretungs-Symbolik und der Transparenz-Symbolik geklärt. Letztere zeigt, dass das Symbol das Sein durchscheinen lässt. Eine dritte Form, die Real-Symbolik, wird bei Naturvölkern, Hochkulturen und höheren Religionsformen gefunden, wo Symbol und Symbolisiertes zu einer erlebten Einheit verschmelzen.

Im Kontext von Bildern und Symbolen gibt es verwandte Begriffe wie Allegorie, Analogie, Archetyp, Chiffre, Emblem, Gleichnis, Metapher, Motiv und Typos. Die Spannung zwischen sinnlicher Anschaulichkeit und geistiger Bedeutung macht das Symbol zu einem wichtigen Ausdrucksmittel in Philosophie, Religion und Kunst. Es wird als Verhüllung und Offenbarung zugleich betrachtet, was seine Deutung oft herausfordernd macht. Im Vergleich zur rationalen Erforschung von Welt und Leben erlaubt das Symbol, die Natur und die materielle Welt transparent auf ihren Existenzgrund hin zu betrachten, wobei es sich an den ganzen Menschen wendet und nicht nur an seinen Verstand. Symbole sind dynamisch, veränderlich und oft mehrdeutig, was ihre Vielschichtigkeit und Ambivalenz betont.


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