Freimaurer Glossar Bruder

Der Begriff "Bruder" hat in der Freimaurerei eine besondere Bedeutung und symbolisiert innigste Verbundenheit innerhalb der Bruderschaft. Freimaurer nennen sich untereinander Brüder, und ihre Gemeinschaft wird als Bruderschaft bezeichnet. Dieser Titel wird im Laufe der Rituale verliehen und dient der Erinnerung, dass wir mit der Aufnahme in die Loge nun nicht einfaches Mitglied, sondern Brüder sind.

Die Bezeichnung als Bruder ist nicht nur ein Ausdruck der Zugehörigkeit, sondern auch ein Symbol für die in der Bruderschaft vorherrschende Bruderliebe. Die Bruderliebe bildet den Kern der zwischen den Mitgliedern herrschenden innigen Verbundenheit. Ein Verstoß gegen die Prinzipien der Bruderliebe gilt als schwerwiegender Vorwurf unter Freimaurern.

Die gegenseitige Anrede als Brüder impliziert eine erhöhte Ebene der Solidarität in allen Lebenslagen, ein tieferes Verständnis für die individuellen Charaktereigenschaften sowie wohlwollendes Einfühlen in die Seele eines jeden Mitglieds. Gemäß den angelsächsischen Ritualen sind die Grundprinzipien der Freimaurerei durch die Begriffe "Brotherly Love, Relief, and Troth" definiert, was Bruderliebe, gegenseitige Hilfe und Treue bedeutet.

Eine esoterische Ableitung des Begriffs "Bruder" geht auf die gemeinsame "Gotteskindschaft" zurück, insbesondere im System der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Diese spirituelle Perspektive vertieft die symbolische Bedeutung des Bruderbegriffs in der freimaurerischen Praxis.

Als Freimaurer ist man von Natur aus zur Brüderlichkeit verpflichtet. Allerdings ist Brüderlichkeit, oder auch Bruderliebe in einem erweiterten Sinne, nicht einfach gegeben und entsteht aus dem Nichts. Man kann sie nicht einfach anordnen, indem man sagt: "Wir sind Logenbrüder, also müssen wir uns brüderlich verhalten." Wie bei anderen Tugenden auch, muss Brüderlichkeit aktiv geübt und gelebt werden. Wenn man jedoch mit einem offenen Herzen und ohne Vorbehalte auf einen Bruder zugeht, kann sich Brüderlichkeit fast von selbst entwickeln, vielleicht sogar in Form einer innigen Freundschaft.

Dies erfordert, wie bereits angedeutet, dass man sich öffnet und bereit ist, den Weg zu seinem Bruder zu suchen und zu gehen. Dieser Weg muss bei einem selbst beginnen. Um ihn gehen zu können, ist es notwendig, Vertrauen zu schenken – ein Vorschuss, der unerlässlich ist. Ohne Vertrauen ist Brüderlichkeit nicht möglich und kann nicht existieren. Brüderlichkeit erstreckt sich über alle Grenzen von Rasse, Geschlecht, Glauben oder Nationalität hinweg, in einer globalen Völkergemeinschaft. Darüber hinaus beinhaltet Brüderlichkeit die konkreten Anliegen, Sorgen und Nöte des Einzelnen auf Gegenseitigkeit, ohne sie aufzurechnen.

Dort, wo Ausgrenzung und Intoleranz herrschen, verliert der Begriff Brüderlichkeit seine Bedeutung. Wenn ein Bruder in der Loge eine andere Meinung vertritt als ich, ist es nicht zwingend erforderlich, diese zu akzeptieren oder gar anzunehmen. Dennoch ist es wichtig, sie zu tolerieren, solange diese Meinung anderen Brüdern nicht schadet und nicht den Ordensgesetzen sowie den allgemeinen guten Sitten widerspricht.

Pluralität, im Sinne von Meinungsvielfalt, bereichert. Von anderen Meinungen und Ansichten kann man lernen und gegebenenfalls sogar seine eigene Meinung überdenken. Brüderlichkeit bildet die Basis unseres Handelns und kann als das Fundament unseres humanitären Tempelbaus betrachtet werden.

Zusätzlich zur freimaurerischen Lehre, die die Suche nach Erkenntnis, Licht und Wahrheit betont, ist es zweifellos auch die Suche nach einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten, in der man sich vertrauensvoll austauschen und einen Beitrag leisten kann. Geteilte Erlebnisse und Erfahrungen stärken diese Gemeinschaft und führen zu einer brüderlichen Harmonie.


Ähnliche Beiträge: