Freimaurer Glossar Alte Pflichten

Im Juni 1717 schrieben vier Freimaurerlogen in London Geschichte, als sie sich zur Gründung der ersten Großloge entschlossen. Dieser bedeutende Schritt markierte den Beginn einer organisierten und strukturierten Entwicklung der Freimaurerei.

In den darauffolgenden Jahren nahm die Bruderschaft eine entscheidende Wendung, als der erste englische Großmeister, John Montagu, im Jahr 1721 den schottisch-presbyterianischen Prediger James Anderson beauftragte, eine neue Konstitution für die Großloge zu erstellen.

James Anderson integrierte geschickt Elemente aus alten gotischen Konstitutionen und passte sie an die alten schottischen Zunftsagen an. Zusätzlich übernahm er Generalregeln von George Payne, einem angesehenen Altertumsforscher und zweiten Großmeister, die aus dem alten gotischen Cooke-Manuskript stammten. Dieses Manuskript, ein Pergament englischer Bauleute aus den Jahren 1430/1440, verwebt eine faszinierende Sage mit einem Buch von 1388, das Anleitungen zur Erfüllung der Pflichten der Bruderschaft und zu sittlich-religiösem Verhalten enthält.

Am 27. Dezember 1721 schloss James Anderson seine bedeutende Arbeit ab und präsentierte sie einem vierzehnköpfigen Ausschuss. Nach mehreren Überarbeitungen erhielt die Konstitution am 17. Januar 1723 die offizielle Genehmigung der Großloge und wurde öffentlich am 28. Februar desselben Jahres im "Postboy" beworben. Diese Konstitution legte den Grundstein für die "Alten Pflichten", ein Dokument, das die Beziehungen der Logenmitglieder untereinander und zu ihrer nichtfreimaurerischen Umgebung sowie zu Religion und Politik regelt.

Eine äußerst kontroverse Entscheidung, die einen bedeutenden Einfluss auf den Verlauf der Freimaurerei in England hatte, war die Ausschließung von Frauen durch James Anderson. Diese Maßnahme führte zu erheblichen Protesten und Unstimmigkeiten, insbesondere in den Logen von York und Schottland. Die Auseinandersetzungen über diese Thematik vertieften die Spaltungen innerhalb der Gemeinschaft und schürten Debatten über die Grundprinzipien und die Zukunft der Freimaurerei.

Trotz dieser intensiven Kontroversen setzte die Freimaurerei unbeirrt ihren Weg fort und entwickelte sich weiter zu einer bedeutenden geistigen Bewegung. Die "Alten Pflichten", die als grundlegende Doktrin dienen, legen umfassende Aufnahmekriterien fest. Diese Kriterien beschränken die Mitgliedschaft auf Personen von untadeligem moralischem Charakter, die darüber hinaus auch den Respekt für die Religion anderer Menschen praktizieren.

Die Diskussionen um die Ausschließung von Frauen und die darauf folgenden Debatten über die Werte und Prinzipien der Freimaurerei haben zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung innerhalb der Gemeinschaft geführt. Die unterschiedlichen Perspektiven und Meinungen über die Ausrichtung der Freimaurerei spiegeln die Komplexität und Vielfältigkeit dieser geheimnisvollen Bruderschaft wider, während sie weiterhin als ein Ort der moralischen Entwicklung und des spirituellen Wachstums gilt.

Die Schaffung dieser Konstitution und die Forderung, Logen nur dann als Freimaurerlogen anzuerkennen, wenn sie den Regeln dieser Konstitution folgen, stießen auf Widerstand, besonders von älteren Logen in York und Schottland. James Anderson geriet in Polemiken, die ihn dazu veranlassten, vorübergehend seine Logenbesuche einzustellen. Erst im Jahr 1735 nahm er seine freimaurerischen Aktivitäten wieder auf.

Die Veröffentlichung einer zweiten Auflage der Konstitution im Januar 1738 führte zu weiteren Uneinigkeiten innerhalb der Freimaurerei. Der Streit über die maßgebliche Fassung verdeutlichte die dynamische und oft kontroverse Natur der Freimaurerei und ihre Bemühungen um interne Einheit.

Die "Alten Pflichten" regulieren nicht nur die Aufnahme neuer Mitglieder, sondern auch das Verhältnis der Logenmitglieder zur Regierung, Politik und Gesellschaft. Sie setzen ethische Normen, um Wissenschaft und Technik zu Instrumenten des Menschen zu machen, ohne seine Menschlichkeit zu gefährden. Inmitten dieser komplexen und reichen historischen Entwicklungen identifizieren sich die Freimaurer Stuttgart als integraler Bestandteil einer Bruderschaft, die seit mindestens 275 Jahren die Werte von Freiheit, Brüderlichkeit und Toleranz aufrechterhält und fördert.